Ein wirklich wunderbares wenn auch zurückhaltendes Zeitdokument von Petra Tschörtner, die im Jahr 1990, kurz nach dem Mauerfall und kurz vor der Währungsreform, den Alltag in der Eberswalder Straße im Prenzlauer Berg portraitierte und Stimmungen einfing und Stimmen sammelte; kritische, hoffnungsvolle, frustrierte. Das Grau der gerade untergegangen aber noch existierenden DDR ist noch sehr gut wahrnehmbar. Ich gehe davon aus, dass so gut wie niemand, der in dem Video zu sehen ist, heute noch dort arbeitet oder gar dort lebt, aber das ist woanders wohl ähnlich.
Petra Tschörtner war Dokumentarfilmregisseurin aus Potsdam und verstarb im Juli diesen Jahres.
Petra Tschörtner DDR 1990 liefert Bilder aus dem Leben der Kiez-Bewohner in den letzten Monaten vor der Währungsunion. „We need revolution“ singt „Herbst in Peking“ aus dem Prenzlauer Berg in den Trümmern der Mauer am Rande ihres Stadtbezirks. Dabei ist im Mai ’90 schon fast alles gelaufen. Im „Prater“ schwooft Knatter-Karl mit seiner Freundin. Frieda und Gerda im „Hackepeter“ sind erschüttert; denn gleich nach dem Fall der Mauer wurde im Tierpark ein Papagei gestohlen. Die Polizei jagt bewaffnete Männer, während Näherinnen erklären, warum die Vietnamesen zuerst entlassen werden. Ein einsamer Gast aus dem „Wiener Cafe“ singt zum Abschied das Lied von der Heimat, während die rumänische Combo zum Balkan-Express zurückeilt. Die Hausbesetzer träumen von Anarchie und Frau Ziervogel, Inhaberin von Berlins berühmtester Würstchenbude, segnet das erste Westgeld. Der Tag der Währungsunion ist da. Filipp Moritz besetzt den Prenzlauer Berg.
http://vimeo.com/47753945
(Direktlink, via Finding Berlin)