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Kategorie: Die Wende

Computer in der DDR

Ich könnte hier jetzt irgendwas Erklärendes, Aufklärendes schreiben. Aber eigentlich will ich das nicht. Weil ich weiß, dass der KC-87 bei meinem Vater im Büro auf seinem Schreibtisch stand und er den niemals auf so einer dämlichen Parade an die Leine genommen hätte. Er mochte Computer nicht und gab sich lieber dem „Zwei-Finger-Such-System“ auf seiner ollen Schreibmaschine hin. Aber seine wehrpflichtigen, jungen Soldaten mochten diese Kisten sehr und spielten, im Schatten des imperialistischen Schutzwalls, gerne Hitler-verherrlichende Spiele auf den Dingern. Im Text-Modus damals noch. Immer dann, wenn er schlief. Im Winter 1988.

Trotzdem toll, dass das gerade über reddit läuft.


(Foto unter CC von Das Bundesarchiv, via einfach mal was Neues machen)

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Doku: Kinder des Ostens

Mit drei Teilen eine ziemlich umfangreiche Doku von Jan Peter, der ein Blick auf jene wirft, die ihre Kindheit im Osten verbrachten. Jeder der Teile widmet sich einem Kernthema. Teil 1: Meine Eltern, Teil 2: Meine Schule, Teil 3: Meine Freiheit.

In drei Teilen berichten heute Erwachsene, die im Osten geboren wurden über ihre Geschichte und schildern Erlebnisse, die sie bis heute geprägt haben.„Und obwohl das Land schon lange nicht mehr existiert, prägt es die Kinder des Ostens bis heute.“

Was heißt es, ein “Kind des Ostens” zu sein? Die Dokumentationsreihe erzählt 15 Kindheitsgeschichten aus dem Osten, die sich zwischen 1945 und dem Jahrtausendwechsel zugetragen haben. Als Erwachsene berichten sie von Erlebnissen in Familie, Schule oder Freizeit, die sie bis heute geprägt haben. Der erste Teil blickt auf die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern. Parallel dazu kommen Zeitzeugen zu Wort, die die pädagogischen Absichten der DDR-Erziehung skizzieren und einordnen in den gesellschaftlichen Alltag vor und nach 1989.

[…]

Anders als im Westen Deutschlands war die Berufstätigkeit beider Elternteile in der DDR die Regel. Früh wurden die “Kinder des Ostens” deshalb selbstständig, doch der Preis war oft die fehlende Zeit füreinander. Alleinerziehende Mütter, die morgens um sechs ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen und Schulen brachten, dann am Nachmittag Besorgungen erledigten, um am Abend erschöpft die Schularbeiten zu kontrollieren – Alltag für viele. Doch der Blick von Menschen auf ihre Kindheit offenbart auch die Erinnerung an Nestwärme, an energisches Engagement der Eltern für ihren Nachwuchs in Zeiten, die nicht immer einfach waren. Einfacher wurde es auch nach der Wende nicht, als die meisten Gewissheiten an einer ungewissen Zukunft zerbrachen, als der Platz von Eltern und Kindern in der neu gewonnenen – und zunächst grenzenlos erscheinenden – Freiheit erst noch gefunden werden musste.

Hier alle Infos auf MDR, hier die DVD mit allen drei Teilen.

Teil 1: Meine Eltern
http://youtu.be/so1f08fIQiI
(Direktlink)

Teil 2: Meine Schule
http://youtu.be/s_HWDiphfzU
(Direktlink)

Teil 3: Meine Freiheit
http://youtu.be/2rC6dHL4wVc
(Direktlink)

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Das Leben in der DDR während der späten 70er und frühen 80er Jahre

Kleine Zeitreise in ein Land, das nicht mehr existiert. Noch dazu ein ganz wunderbares Zeitdokument. Ernst Schneller, der von sich selber sagt, ein „überzeugter Kommunist“ zu sein, hat sich durch die Archive der Armeefilmstudios der NVA gewühlt und daraus diese 15 Minuten zusammengeschnitten. Es werden jeweils kurz einige Städte wie Rostock, Cottbus, Neubrandenburg oder Suhl portraitiert und Situationen aus dem Alltag gezeigt. Die Moderation ist natürlich arg von Propaganda geprägt, was mit Hinblick auf die spätere Geschichte der DDR aber auch durchaus lustige Momente bringt.

http://youtu.be/xBHhzcqlxVs
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Als die BRD Nazis aus der DDR freikaufte

Kurze Reportage vom Mainz Report, die sich dafür mit auch heute noch aktuellen Köpfen der deutschen Neonazi-Szene getroffen haben. Was die alten Herren verbindet, ist die Tatsache, dass sie damals, als Deutschland noch geteilt war, alle von der BRD aus der DDR freigekauft wurden.

Faschisten wie Arnulf Priem oder der NPD-Bürgermeister-Kandidat Axel Heinzmann wurden vor 1989 von der Bundesregierung aus DDR-Gefängnissen geholt. Manche saßen schon in der DDR wegen „neofaschistischer Umtriebe“ in Haft und wurden gemeinsam mit Oppositionellen freigekauft oder gegen Agenten ausgetauscht.

http://youtu.be/_hJZLFGbb3g
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Punk sein in Ost-Berlin – „Schräge Zeit“, eine Doku von Ólafur Sveinsson

Superinteressante, mir bisher unbekannte Dokumentation über Punks in Ost-Berlin zu Beginn der 80er Jahre. Ich habe jetzt etwa die Hälfte gesehen und staune wieder einmal mehr, wie weit manche Jugendliche im Hinblick auf die garantiert zu erwartenden Repressionen tatsächlich gingen. Und das wobei sie wussten, was auf sie zukommen könnte und auch würde. Punk, der woanders echter wohl kaum hätte sein können.

Ost-Berlin, Anfang der 80er Jahre: Eine Gruppe junger Leute, die den Glauben an den „real existierenden Sozialismus“ verloren hat, lehnt sich gegen die Unzulänglichkeiten des DDR-Systems auf.

Einer von ihnen, der 1963 in Güstrow geborene und in Ost-Berlin aufgewachsene Jan, opponiert als Punk in der berüchtigten Band „Der demokratische Konsum“. In dieser Zeit gerät er ins Blickfeld der Stasi. Ein wildes Leben beginnt. Er und seine Freunde leben, als wäre jeder Tag der letzte, und es gelingt ihnen, sich Freiräume zu schaffen, die man im Alltag der Deutschen Demokratischen Republik nicht für möglich gehalten hätte.

Dennoch ist allen bald klar, dass sie diese Republik verlassen müssen. Um der DDR zu entfliehen, heiratet Jan 1987 eine Isländerin. Im Westen angekommen, ändert er sein Leben radikal. Der Fall der Mauer versetzt ihn in Euphorie. Er kauft Häuser im Osten, eröffnet einen Mini-Supermarkt und macht Geschäfte mit russischen Soldaten. Plötzlich hat er alles, was er sich gewünscht hat: viel Geld und eine Familie. 1991 wird Jan die Diagnose „manisch-depressiv“ gestellt, und er verbringt einige Monate in der geschlossenen Psychiatrie. Zehn Jahre später hat er ein kleines Schiff gekauft, auf dem er als Selbsttherapie die Sommer auf den Gewässern von Berlin verbringt.

Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Schräge Zeit“ steht eine außergewöhnliche deutsch-deutsche Biografie, die eng mit der turbulenten Geschichte Berlins der letzten 20 Jahre verbunden ist . Anhand von Interviews, Fotos und Archivmaterial erzählt der isländische Autor Ólafur Sveinsson, der seit vielen Jahren in Berlin lebt und arbeitet, Jans packende Lebensgeschichte, außerdem von zahlreichen lustigen, absurden, tragischen und gefährlichen Momenten der Wendezeit.

http://youtu.be/6G6w3D-6eXM
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DEFA-Doku über Berlin Mitte aus dem Jahr 1987: Feuerland

Feuerland, eine wirklich ganz wundervolle Doku von Volker Koepp, die den Alltag am Ende der 80er Jahre rund um die Dorotheenstadt in Berlin-Mitte zeigt. Vieles passierte da natürlich in den Gaststätten, die eher Trinkerstuben waren, worauf Koepp ein ganz besonderen Augenmerk hatte.

Ein richtiges Kommunikationszentrum ist die Gaststätte Borsig-Eck, dort trifft sich ein bunter Querschnitt der Bevölkerung, jung und alt. Ein 75jähriger Schachmeister, der in frühen Jahren mit seinem Spiel begann, Bauarbeiter aus Neubrandenburg, die zu Hause keine Arbeit finden, Fußballfans und ein junges Hochzeitspaar, das zu Udo Lindenbergs „Unterm Horizont geht’s weiter“ tanzt.

Zu sehen sind auch die Rekonstruktionsarbeiten des Stadtbad Mitte, eine der ältesten Berliner Schwimmhallen. Im „Stadion der Weltjugend“ findet ein Fußballspiel statt, die Fans laufen lärmend die Chausseestraße entlang. Vom Charité-Hochhaus hat man alles im Blick: Die Ackerhalle (1888 erbaut) und das Altdeutsche Ballhaus.

Der Film zeigt ein Stück Alltags- und Straßenleben auf sehr unmittelbare, authentische Weise.

Das Video tauchte gestern auf Vimeo auf, keine Ahnung wie lange es da bleiben wird, aber man sollte diese tolle Dokumentation unbedingt gesehen haben.


(Direktlink | Danke, Daniel!)

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Leipzig privat im Februar 1990

Schönes Zeitdokument von LZFilm, das Leipzig zeigt nachdem die Mauer gerade gefallen und die DDR schon ein Auslaufmodell war. Der Anfang zieht sich ein wenig, aber dann wird es recht interessant.

Man sollte sowieso einfach mal viel öfter mit der Kamera durch die Stadt laufen. Irgendwann werden die Aufnahmen unbezahlbare, festgehaltene Erinnerungen sein.

Wie war das damals, als in der Leipziger Innenstadt noch vor allem Trabis und Wartburgs und IFA-LKWs verkehrten? Als die Stadt noch als „Heldenstadt der DDR“ wegen der Montagsdemos galt? Als die Universität Leipzig noch KMU (Karl-Marx-Universität) hieß und der City-Tower am Augustus-Platz noch Uni-Riese oder auch Steiler Zahn genannt wurde? Betrachtet man alte Aufnahmen, ist es fast wie eine Zeitreise, Stadtentwicklungen werden sichtbar, vor allem, wenn man die Ort auf Google StreetView vergleicht. Aufgenommen wurde dieses Zeitdokument im Februar 1990, neun Monate vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten.


(Direktlink)

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Im Gespräch mit Fotograf und Türsteher Sven Marquardt

Sehr angenehm gelassenen und zurückgelehntes Gespräch, das Hajo Schumacher hier schon immer Sommer auf DW TV für die Sendung „Typisch deutsch“ führte. Die beiden sprachen über die Jugend Marquardts in der DDR (der für mich interessanteste Teil), über seine Arbeit als Fotograf und seine Leidenschaft dafür und natürlich auch über die Tür des Berghains. Außerdem über Tattoos, was ja auch naheliegend ist. Schön auch, wie locker er mit eigentlich ziemlich blöden Fragen umgeht.

Der 1962 in Berlin Geborene arbeitete nach seiner Ausbildung in der DDR als Fotograf, unter anderem für die bekannte Modezeitschrift „Sibylle“. Seine Fotografien aus jener Zeit gelten heute als Dokumente der Subkultur in der DDR. Nach der Wende fand Sven Marquardt im Westen zunächst wenig Interessenten für seine fotografischen Arbeiten. Der zu DDR-Zeiten als großes fotografisches Talent Gelobte, jobbte stattdessen als Türsteher, zunächst im „Ostgut“ und nach dessen Schließung im „Berghain“, einem weltweit bekannten Club in Berlin-Friedrichshain.


(Direktlink, via Irgendwo auf FB)

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Auf 8 mm-Farbfilm: Das war Karl-Marx-Stadt

Ein schönes filmisches Zeitdokument, dass Karl Marx Stadt in den Jahren 1974/75 zeigt. Gedreht hatten es damals drei Studenten der Technischen Hochschule, ausgegraben und dankbarerweise ins Netz gestellt hat es nun Sandro Schmalfuß. Superschöne 8mm-Aufnahmen.

Das Bild von einem grauen Karl-Marx-Stadt erscheint generationenübergreifend bindend und prägt die Wahrnehmung der Stadt Chemnitz bis heute. Ein einmaliger Filmfund überrascht nun mit ganz anderen Ansichten.

Drei Studenten der Technischen Hochschule haben 1974 und 1975 Karl-Marx-Stadt filmisch in einer Art dokumentiert, wie sie ohne Vergleich ist und unserer Stadt damit eine Dokumentation ihrer jüngeren Vergangenheit hinterlassen, deren Existenz und Wiederentdeckung ein Glücksfall für Chemnitz ist.

Auf 8 mm-Farbfilm sind 25 Minuten lang Szenen aus Karl-Marx-Stadt, mit genialem Blick gedreht und gekonnt geschnitten, zu sehen. Karl-Marx-Stadt erscheint bunt und lebendig und man möchte glauben, zumindest in diesen Jahren ging die Idee von der sozialistischen Großstadt, im Besten Sinne ihres Anspruchs, auf. Die Szenen zeigen bekannte Orte in Karl-Marx-Stadt, immer im Zusammenhang mit Aktivität; Menschen, Verkehr. Zentralhaltestelle, Centrum-Warenhaus, Fritz-Heckert-Platz, die neue Bahnhofshalle im Bau. Besonders Wertvoll sind 5 Minuten Nachtaufnahmen aus der Innenstadt. Alles mit einem künstlerischen Anspruch umgesetzt und in der unvollkommenen und gealterten Qualität, des 8 mm Filmmaterials, faszinierend entrückt wirkend.

Die Macher des Films heißen Peter Diekert, Christian Schmidt und Lothar Förster. Damals Studenten der Physik an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. Der Film wurde mit einer PENTAKA 8 – Kamera auf ORWO-COLOR mit 16 Bildern in der Sekunde gedreht. Technisch nicht vergleichbar mit der heutigen digitalen Videotechnik. Die Filme hatten eine Spieldauer von 5 Minuten. Die Kamera wurde mit einem Uhrwerk angetrieben, das vor jeder Szene aufgezogen werden musste. Da der Film 16 mm breit war, lief er doppelt so lange, musste aber in der Kamera gedreht werden was unterwegs schwer umsetzbar war, denn dies musste im Dunkeln geschehen. Nach dem Entwickeln des Films im DEFA-Kopierwerk, Berlin-Johannisthal, was 3 Wochen dauerte, wurde der Film mit einer Klebepresse geschnitten. Vor einigen Jahren wurde der Film dann digitalisiert. Der Originalfilm ist erhalten.

Herr Diekert stellt den Film nun zur Veröffentlichung zur Verfügung. Dafür wurde der Film von Sandro Schmalfuß digital aufgearbeitet und mit Untertiteln versehen, welche die Drehorte mit ihrer damaligen Bezeichnung benennen. Am Ende des Filmes sind die drei damaligen Studenten und die Kamera mit welcher der Film gedreht wurde, zu sehen.
Das historische Filmdokument ist kein ostalgischer Beitrag sondern soll den wichtigen Teil der Chemnitzer Stadtgeschichte zeigen, der Erinnerung dienen und informieren.

http://youtu.be/f14Ih-m3vp0
(Direktlink)

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