DFRNT. Der Mix, über den ich mich am meisten freue.
Ich hatte gestern Betriebsweihnachtsfeier und habe immer noch „runde Füße“ – es wackelt alles. Deshalb spare ich mir Worte und lasse die Musik sprechen. From Dubtechno to deep Dubstep.
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Colla-gen. Ich habe keine Ahnung, was Martin sonst so treibt, aber ich weiß, dass er neben der Tatsache, dass er hier Stammleser ist, ein ausgesprochener Musikliebhaber sein muss. Zumindest dann, wenn es um Elektronika geht. Davon habe ich hier einige, wie ich zu glauben wisse, was mich freut – aber das nur mal am Rande. Ich hatte mal am Rande erwähnt, dass nicht alle Mixe die zugesagt waren auch kommen würden, worauf er mir eine Mail mit dem Angebot schickte, auch einen Mix dazu beitragen zu können. Davon gab es an dem Tag einige, aber es interessierte mich wirklich, was er so auf die Teller in die Mixtur bringt, da ich wusste, wo überall er eben diese, seine, Mixtur schon durch die Boxen jagen konnte. Deshalb habe ich gesagt, „her damit“.
Und dann kam ein Mix mit einer Playlist aus mindestens 15 Jahren IDM mit jeder Menge Dub und jeder Menge Psychedelic. Und Elektronik und überhaupt allem, was ich so mag, was diesen Kosmos der Musik ausmacht. Der Mittelfinger an Schubladen, zumindest dann, wenn an dieser Schublade nicht das Post-it „Gute Musik“ klebte, was handgeschrieben mit dem Edding drauf gekritzelt wurde. Denn genau diese Schublade öffnet er mit diesem Mix hier. Eine Reise durch 15 Jahre IDM und an jeder Ecke, an der er kurz damit verweilt, stutze ich und denke, „Hey, hier war ich doch schon mal. Damals.“
Ein wunderbarer unaufgeregter und dennoch konkreter Mix durch die letzten zwei Jahrzehnte Ambient und IDM. Und mindestens die Hälfte der gespielten Nummern habe ich hier im Plattenregal zu stehen, welches es momentan neu zu sortieren gilt, wovor ich mich innerlich sträube. Weil das auch immer heißt, endgültige Entscheidungen zu treffen. Bleiben oder gehen.
Tracklist:
James Bernard – Odyssey (1994)
O. Lieb – Secret Visitors (1994)
Anton Zap – You Better Find A Job (2010)
Plastikman – Outbak (1994)
Ulysses & Filipsson – The Endless (Extended Remix) (2010)
Kukan Dub Lagan – Colazione Dalla Nonna (2009)
Yagya – Snowflake 7 (2002)
Dr. Fernando – Caverna Magica (1994)
Salt Tank – Saragasso Sea (1994)
Pete Namlook – Dream Time (1998)
The Infinity Project – When Sound Becomes Colour (1995)
Kosmas Epsilon – Cubabe (2008)
Gas – Untitled #4 (1997)
Mondero – Dub Planet (2009)
Single Cell Orchestra – Access Seraphim Flight Log (1995)
Ray Mang – Look Into My Eyes (Original Mix) (2010)
Electronic Consciousness – Mindcontrol (2010)
M-Seven – World In A Rain Drop (2008)
James Bernard – Euph (1994)
A New Consciousness – Tabletop (foursixone) (1994)
Yagya – But if these words are heard (2006)
Tetsu Inoue – Karmic Light (2000)
Tanzen ‚Pole – 1/Kiff SM‘ (1998)
Microdizko. Ich lernte Erik mal vor 150 Jahren in einem Forum kennen. Ja, so was hatte damals noch Unterhaltungswert und wir – jung – benutzten so was tatsächlich um uns auszutauschen, auch wenn ich mir das heute nicht mal mehr annähernd vorstellen kann, aber so war das eben damals.
Wir beiden hauten uns dort täglich leidenschaftlich verbal die Köppe ein. Er, der, der mit der Musik, die er machte unbedingt Geld verdienen wollte, bisschen berühmt werden auch, Junge aus gutem Hause, einen irgendwie konservativen Eindruck machend. Ich, der sein Herz schon in den 90ern an den Underground und die Leidenschaft für Unkommerzialität verloren hatte. So beballerten wir uns regelecht täglich mit übelstem Geschimpfe, Häme und auch Beleidigungen. Irgendwie aber wussten beide, dass das alles nicht ganz ernst zu nehmen sei. Es war ein Forum – Trolling galore.
Später dann lernten wir uns mal persönlich kennen und merkten, dass wir auch mit unterschiedlichen Vorstellungen von Musik, Feierei, Szene und vom Leben im Allgemeinen irgendwie durchaus miteinander zu recht kämen. Sporadisch und mit einem gewissen Abstand. Das ging soweit, das wir uns, so glaube ich respektieren gelernt haben.
Heute fliegt er durch die Welt, spielt mit seinem ersten Projekt immer noch Musik, die mir die Rückenhaare hochstellt und kann davon ganz gut leben. Er macht also das, was er eigentlich immer machen wollte. Dafür musste er sich auch nicht mal verbiegen, er war schon immer so. Etwas, das ich Leuten immer hoch anrechne.
Microdizko ist das Projekt von ihm, bei dem es etwas gesitteter zur Sache und was ich mir durchaus auch anhören kann. Techno, mit massiven House-Einschlag und hin und wieder einer klitzkleinen „Trompete“, die ich eigentlich so gar nicht mag. Aber ich wollte den Kalender bunt und deshalb gehört dieser Mix hier auch rein. Und in dem Kontext mag ich ihn auch, diesen Mix.
Flashfonic. Kenne ich eigentlich nur aus dem Netz, was wohl eher an mir liegt. Seit Jahren höre ich dort excellente, genreübergreifende Sets von ihm. Außerdem ist er Blogger – und das schon eine ganze Weile. Und weil ich seine Sets so mag, macht er heute das Türchen auf und kommt mit Dubstep auf dem verschneiten Wald. Dupstep mit Schmackes.
Marko Fürstenberg. Im Juni schrieb ich über ihn: „Ich weiß noch, wie ich Marko das erste Mal gehört hatte. Es war auf dem Fusion Festival 2003 an einem Samstag Mittag. Es war eine Arschhitze, ich war völlig aus dem Orbit und tanzte barfuß an der Seebühne. Ich wusste nicht, was da auf mich zu kam, der Name Fürstenberg war mir bis dahin nicht geläufig, Basic Channel und Chain Reaction hatte ich schon unter der Kategorie “Geschichte” verbucht. Was dann aber kam, war so unfassbar großartig, dass ich es nicht in Worte fassen konnte. Die urig fetten Chords, die Sonne, das Bier – das alles. Es war das pure Glück, was da aus den Bässen auf mich zu rollte.
Nach seinem Gig war ich völlig geflasht, was tatsächlich dazu beitrug, dass ich mich soundteschnich komplett neu aufstellte. Man kann durchaus sagen, dass mich nach der Jahrtausendwende kein Sound so sehr geprägt hat, wie seiner. Ein Schlüsselerlebnis. Ich liebe ihn, seinen Sound – bis heute.“
Dem ist bis heute nichts hinzuzufügen, auch wenn sein quantitativer Output momentan eher rückläufig ist, was sich, da bin ich ganz sicher, auch wieder ändern wird. Irgendwann im Laufe diesen Jahres hatte ich mir den Spass gegönnt und all seine CC-Releases am Stück durchgemixt und es leider verpasst die Chose aufzunehmen, aber das könnte man ja immer noch mal nachholen.
Wirklich bemerkenswert an diesem Mix hier ist, dass jeder von ihm gespielte Track durchaus auch von ihm produziert sein könnte. So nahe liegen bei ihm die musikalischen Vorlieben und das, was er letztendlich daraus macht, beieinander.
Suedmilch. Hatte ich hier die letzte Jahre regelmäßig seit seinem immer noch fulminanten 2 Bier in der Sonne Mix. Bei ihm trifft, House auf Dub auf Soul auf Jazz auf Herz auf Tanzboden. Außerdem hat er einen Hang zum Rhodes, was ja schon mal von Grunde auf sympathisch sein muss.
So auch hier, alles auf dem Schlitten zu einem wärmenden Mantel geschnürt, mit dem man diese Temperaturen ganz einfach weg lächeln kann. Der perfekte Start in die letzte Arbeitswoche diesen Jahres.
NorthernShore. Ich weiß kaum was über Matthias, der da offenbar im Norden Europas seinem Studium nachzugehen scheint und das Netz quasi wöchentlich mit seinen Mixen vollzupumpen weiß. Jeder seiner Mixe ist eine deepe Granate. Und wenn man sich so durch seinen Output gräbt, fragt man sich, ob überhaupt auch nur irgendeine deep dubbige, technoide Veröffentlichung der letzten Jahre an ihm vorbeigegangen ist. Offenbar ist genau das nicht der Fall. Er hat sie alle(!). NorthernShore scheint eine Bibliothek zu sein, die sich genau auf diesen Sound spezialisiert hat. Untenrum graben, fummeln, fühlen, reisen – obenrum tanzen. Tanzen und träumen.
Ich verstehe immer noch nicht, warum er nicht mindestens einen Gig am Wochenende irgendwo auf diesem Planeten spielt. Diese Mixtur aus deepem Sound kenne ich wirklich von keinem anderen.
Und während ich das schreibe, glaube ich zu wissen, dass diese drei Stunden zu dem Besten gehören wird, was mein Adventskalender in diesem Jahr herauszugeben bereit ist. Eine tiefe nordische Tinktur zum Tanzen. Und zum Träumen.
Tanith. Mitte der 90er lies ich mir von ihm im Keller des Tresors gerne mal den Arsch versohlen, wovon er natürlich heute nichts wissen kann. Später dann bespielte er in Leipzig mit jeder Menge halb- und hochpopulärer Techno-Größen eine so gut wie leere Halle eines Raves in Leipzig, bei dem meine halbe Reisegruppe von der Polizei eingesackt wurde. Ende der 90er stolperte ich dann noch mal an einem verstrahlten Samstagmorgen in der Berliner Spacehall über ihn. Und immer wieder legte er seine Platten dort auf die Teller, wo es uns in Gruppe in einer Berliner Nacht von Samstag zu Sonntag eben so hin verschlug. Auch in die dunkelsten, durchaus unschönen Ecken, wie die Elektrokohle in Lichtenberg, in der sich mitunter gerne die Dynamo-Hools mit den Plattenbau-Nazis trafen. Dann hatte ich andere Vorlieben, aber der Name hing für immer in meiner Birne. Zumal er eine zeitlang gefühlt auf jedem zweiten Flyer in Berlin stand. Dann aber kam die Hirschbar und die Psytrance-Kiste in Berlin explodierte förmlich. Ab da war ich dann immer wo anders.
Irgendwann ging diese Bloggereisache los und da war er dann wieder. Er schrieb. Über sich, seine, die Berliner Geschichte, und natürlich über Musik. Er schrieb über Dinge, die ich nur als Rezipient erlebt habe. Er schrieb als Protagonist. Das tut er heute noch und ich finde das bis heute enorm spannend, zumal Techno in Berlin über Jahre mein Leben bestimmt hat. Mit allen Hypes, allen Abstürzen, allen Frontpages, allen Flyern und all den ewigen Volldeppen, den diese Stadt eben immer für einen parat hatte. Aber eben auch all den E-Werk Parkplatznächten. Er fing an zu erklären, was da hintenrum passierte, bei diesen Sachen, die ich nur von vorne kannte und bei denen ich rasch spürte, dass da irgendwas zum Himmel stinkt.
Wenn er schreibt habe ich das Gefühl, es lädt mich jemand an den gut geheizten Ofen in der Stube ein, um Geschichten von damals zu erzählen. Da sitze ich dann und höre gespannt zu. Weil ich irgendwie dabei, das irgendwie alles auch meins war. Ein Chronologist meiner späten Jugend. Jemand, der sich von dem, was irgendwann in Zirkus ausartete, emanzipiert hatte – seinen Weg ging, der durchaus einfacher und gehaltvoller hätte sein können, aber eben für ihn nicht seiner gewesen wäre.
In erster Linie aber ist er immer noch DJ, einer der guten. Einer derer, die Musik nicht durch die Boxen jagen weil sie in irgendeine Schublade passen, sondern weil sie gut und vor allem weil sie tanzbar ist. Ob nun Breaks oder gerade auf den Kopf – egal. Tanzen. Das zu regulieren hat er über die ganzen Jahre bestens verinnerlicht. Und, so glaube ich, um nichts anderes geht es ihm. Außerdem beurteilt er Musik nicht generell an dem Grad der Popularität, sondern an der Qualität, wie diese Tracklist wieder ein mal klar macht.
Blazin Bionic. Ein junger Mann aus Nürnberg über den ich so absolut gar nichts weiß. Er schickte mir im Oktober eine Mail mit einem Mix, den ich umgehend hier rein packte, weil ich ihn als exorbitant geil empfand.
Es kommt mittlerweile sehr häufig vor, dass mir Leute ihre Mixe schicken, aber der von Blazin Bionic war wirklich außerordentlich gut. Also fragte ich ihn, ob er nicht für die Aktion hier einen machen wollte, was er umgehend zusagte. Und weil ich hier bisher noch gar keinen Dubstep hatte, ist jetzt genau der beste Moment damit anzufangen. Here we go. Deep und organisch, so wie der Dubstep mir am liebsten ist.
Tracklist:
01. Silkie – Concrete Jungle
02. I.D. – Slope
03. Quest – Eden
04. Silkie & Harry Craze – French Knickers
05. Submorphics & Ike Release – Green Dub
06. DJ Chix feat. Resco – Broken Melody (Caper Remix)
07. Quest – The Seafront
08. OSC – Evolution
09. Silkie – Turvy
10. Kito feat. Reija Lee – LFO
11. Von D & DJ Madd – It’s over
12. Desto – Cold VIP
13. Falty DL – Phreqaflex
14. Sully – Duke St Dub
15. Desto – Broken Memory
16. Ike Release – Pilsen Drift
17. De Niro – Another Prayer
18. Slumdogz – For all time
19. Tek One – Break me down
20. The Builder – Shpongled
21. Boy D – Decay
22. Plastican – Walk In The Carpark
23. James Blake – CMYK
24. Mimosa – Your love
Heute ist ein optimaler Tag Geschenke zu machen. „Fear. Love. Hate. Pain.“ Irgendwie fällt mir zu mir jetzt auch nicht mal so ein Text ein, wie die Türchen der Kollegen sie bekommen haben und die zu schreiben mir in den letzten Tagen wirklich außerordentlich Spaß bereitet hat.
Also belasse ich es dabei zu sagen, dass es nun zum vierten Mal die Tickets für eine Zugreise durch die Täler des deepen und dubbigen Techno gibt mit kurzen Zwischenstopps auf unbekannten, aber sehr netten Bahnhöfen. Das Ding aufzunehmen war nicht ganz einfach, ich hatte einen schweren Migräneanfall und musste zwischendurch zwei mal kotzen gehen, auch wenn das keiner wissen will. Hören kann man es hoffentlich nicht. Aber es musste eben an genau dem Abend aufgenommen werden, weil ich immer alles auf den letzten Knopf mache und der Mix unbedingt heute kommen sollte, was sonst eben nicht geklappt hätte.
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