Wenn wir früher mit den Eltern auf die lange Reise zu den Eltern des Vaters aufgebrochen sind, wusste ich im Vorfeld schon, dass das verdammt harte Nächte werden würden, die wir dort zu verbringen gezwungen waren. Wir schliefen dort immer auf einer Klappcouch Modell VEB Möbelwerke Karlshorst. Diese stand neben einem unglaublich hässlichen Schrank, den sie liebevoll Anrichte nannten, vorne hatte der riesige Glasscheiben, die man, klar, um jeden Preis nicht anzufassen hatte. In diesem Schrank war neben den paar Weingläsern aus tschechischem Kristallglas, die nie einer nutzte und die dennoch immer frei von Staub waren, so ziemlich genau nichts! Er war leer, glaube ich bis heute. Sein einziger Zweck war der, als Resonanzkörper für die Uhr zu dienen, die auf ihm drauf stand. Oben, damit die Kinder nicht rankommen. Es war so eine alte Schrankuhr, eine aus dem Westen, worauf die Mutter des Vaters ganz besonders stolz war. Diese machte, sobald alle im Bett auf der Couch lagen, in schier unglaublicher Lautstärke TICK, TICK, TICK. Jede Sekunde. Als wäre das nicht genug, machte sie dann noch alle halbe Stunde: GOoooONG! Der Schrank oder die Anrichte verstärkte derlei Geräusche auf eine derart professionelle Weise, wie es kein RFT-Verstärker vermocht hätte. In diesem Raum, neben diesem Schrank, zusammen mit dieser Uhr zu schlafen, war schlichtweg unmöglich! Es kam dem Versuch gleich in einem Kirchenturm zu nächtigen – unter der Glocke. Ich habe es gehasst!
Heute habe ich eine Wanduhr in der Küche hängen, so eine, die jede Sekunde TICK macht. Ich mag das sehr. Manchmal mache ich die Musik aus, um sie zu hören. Sie gibt mir das Gefühl zu Hause zu sein.
meine oma hat diese kristallgläser (römer) gesammelt und jene waren ach nie verstaubt. feine sache so ein glaschrank.