Zum Inhalt springen

Wie ich mich heute mit einem pöbelnden AfD-Sympathisanten in der Bahn anbrüllte

Vorhin in der Tram: ich las auf dem Phone Augstein zur AfD, wie ich eigentlich immer was auf dem Phone lese, wenn ich unterwegs bin, manchmal halt Augstein. Meistens habe ich Kopfhörer auf – heute nicht. Um mich herum sitzen ein Dutzend Menschen, von denen fast alle aufs Phone gucken. Normal. 5-6 Haltestellen vor der Endstation beginnt ein älterer Herr, Ende 50, der mit seiner Frau auf einem Zweier saß, unmissverständlich rumzupöbeln. „Hier, kiek se dir an! Alle kieken nur auf ihr Smartphone, das wir Deutschen für sie bezahlen müssen. Diese ganzen Arschlöcher!“ Es war nicht nur eine Mitteilung an seine Frau, die hätte er leiser tätigen können. Es war eine Mitteilung an alle. Auch an mich, zumal ich ja auch aufs Phone guckte, das er garantiert nicht bezahlen musste, weil ich das selber tat.

Wir saßen in der Linie, an deren Endstation ein Zubringerbus einmal die Stunde bis runter zum Flüchtlings- und Obdachlosenheim am Stadtrand fährt. Mein Bus, weil ich dort um die Ecke wohne und morgens/mittags/abends immer mit Flüchtlingen und Obdachlosen im Bus sitze. Normal. Offenbar dachte sich dieser Mann, dass alle, die nicht deutsch aussehen würden, aus diesem Flüchtlingsheim kommen und somit auch Flüchtlinge sein müssten. Was total egal gewesen wäre und an dieser Situation auch nichts geändert hätte. Er roch nach Obstwein, ich vermute, er kam vom Baumblütenfest in Werder, wo die Deutschen eine Woche lang gerne auf ihre Normen und Werte bei furchtbar ekelhaft süßem Obstwein saufen. Er war zweifelsohne angeballert, was seine Zunge wohl locker und vor allem seine Stimme überdurchschnittlich laut werden ließ.

Nachdem ihm auf seine erste, eindeutig pöbelnde „Meinungsoffenbarung“ kein Widerspruch entgegengebracht wurde, fühlte er sich wohl bestätigt und meinte weiter pöbeln zu müssen. 40 Zentimeter vor ihm saßen zwei junge Männer, die für ihn wohl nicht aus Deutschland zu kommen schienen. Ein paar Meter weiter saßen noch 2-3 Menschen, die er offenbar ebenso für Flüchtlinge hielt. Ohne sie gefragt zu haben, wo sie denn herkämen und was sie hier so machen würden. Das wollte er gar nicht wissen. Er wollte einfach mal nur „abladen“. Das tat er auch.

„Diese Pisser haben hier nie was bezahlt und kriegen jetzt alles! Von meinem Geld! Nicht mal ich kann mir so ein Smartphone leisten! Aber die… Die haben alles! Von meinem Geld! Ich musste dafür 40 Jahre arbeiten! Alles Arschlöcher!“ (Lautstärke Capslock.)“

Ich bin in so einer Situation nicht sonderlich gut in Intervention. Mich regt das tierisch auf. Auch weil ich weiß, dass ich in so einer Situation kommunikativ bei so einem Menschen nichts erreichen kann. Aber ich wollte halt auch nicht so tun, als würde ich weghören wollen. Also sagte ich was.

Ich fragte ihn, warum er mich Arschloch nennt, nur weil ich auf mein Smartphone gucken würde. Ich fragte auch, warum er andere so nennt, die nicht kennen, und anhand ihrer Hautfärbung über sie urteilen würde. Er schrie mich an.

„Du Arschloch musst Dich hier gar nicht einmischen, nur weil ich mal meine Meinung sage! Ich habe 40 Jahre gearbeitet, damit diese Pisser und du sich eure Smartphones leisten können! Ich kann das nicht!“

Ich sagte ihm, dass das ja nicht mein Problem wäre und fragte ihn, wovon er denn leben würde. So 40 Jahre Arbeit und dann schon „soziale Hängematte“ kam mir etwas komisch vor. Er schrie wieder, so wie er offenbar am liebsten seine „Anti-Mainstream-Meinung“ schreiend in der Bahn zum Ausdruck bringt:

„Ich krieg Rente, Du Arschloch! Dafür habe ich 40 Jahre gearbeitet! Du hast noch nichts für Deutschland getan. Du guckst hier nur auf dein Smartphone und hältst deine Fresse, weil auch du vom Staat durchgefüttert wirst! Und jetzt sei bitte still! Du hast von nichts eine Ahnung. Ich werde ja wohl noch meine Meinung sagen dürfen!“ (Besoffen und pöbelnd.) „Meinung sagen“ und so.

Ich versuchte es erneut mit so was wie Kommunikation und sagte ihm, dass ich gerade von der Arbeit käme. Arbeit, der ich täglich nachgehe, und die auch dafür sorgt, dass er seine Rente kriegen würde. Ich fände es okay, wenn meine Steuern an ihn und an Geflüchtete gehen würden. Haben ja alle was von. Er fand das nicht.

Seiner Frau wurde die Situation zunehmend peinlich, so das sie ihn bat, jetzt damit aufzuhören. „Die Leute gucken schon.“ Natürlich guckten sie. Verschämt, sich mit dem Blick auf ihre Phones versteckend. Aber sie bekamen die Situation mit. Allein, sie sagten nichts. Er fuhr seine Frau an, dass er „ja wohl noch seine Meinung sagen dürfe“ und das sie still sein sollte.

Ich sagte ihm deutlich lauter werdend, dass er natürlich seine Meinung äußern, aber in einer dreiviertelvollen Bahn eben nicht erwarten könnte, dass jeder seinen Bullshit unwidersprochen hinnehmen würde. Da hätte ich so gar keinen Bock drauf. Die, die er eigentlich angesprochen hatte, duckten sich nachvollziehbarer weise weg und ich weiß nicht, ob sie froh waren, in dem Moment nicht mehr Ziel seiner primären Attacken zu sein. Ich hoffte es vielleicht. Außerdem ging mir dieser Kerl so auf den Saque, dass die mir eigentlich gegebene Gelassenheit vier Stationen vor Endhaltestelle ausstieg und ich mich dummerweise auf seine Kommunikationsform hinreisen ließ. Ich mag mich nicht, wenn ich laut werde, weil andere mir gegenüber laut werden. Ich mag es auch nicht, ausfällig zu werden, wenn andere mir das gegenüber sind, aber ich konnte in diesem Moment nicht anders. Denn noch weniger mag ich Menschen, die aufgrund der Kritik an ihrem Weltbild andere für Arschlöcher halten und meinen, dass diese nichts für die Gesellschaft getan haben könnten, eben nur deshalb, weil sie die Meinung dieser Knetbirnen nicht teilen würden. Es wurde noch lauter, seine Begleitung noch bittender, dass er doch endlich damit aufhören sollte, ihm wildfremde Menschen vollzupöbeln. Er sagte ihr, dass sie bitte still sein sollte und kam richtig in Fahrt. Ein Gedächtnisprotokoll in Capslock:

Er: „JETZT MISCHE DICH HIER NICHT EIN, DU ARSCHLOCH! DEUTSCHLAND WIRD UNTERGEHEN. UND DU MERKST DAS AUCH NOCH! ICH HABE 40 JAHRE GEARBEITET! MIR HAT NIEMAND WAS GESCHENKT!

Ich: DOCH! ICH MISCHE MICH EIN! UND WENN DU HIER IN DER ÖFFENTLICHKEIT SO DERMASSEN RASSISTISCHE KACKSCHEISSE ABSONDERST, FRAGE ICH MICH, WARUM ICH FÜR MENSCHEN WIE DICH LIEBER MEINE STEUERN ZAHLEN SOLLTE, ALS FÜR JENE DIE VOR KRIEG UND IHREM EIGENEN TOD FLÜCHTEN MÜSSEN? NACH 40 JAHREN ARBEIT. DU BIST DOCH IM VORRUHESTAND. ALLE ANDEREN MÜSSEN BIS 67 RAN! DU SCHAUKELST DIR SCHON MIT NOCH NICHT MAL 60 DIE EIER, ALTER!“

Er: „ARSCHLOCH SO EIN ARSCHLOCH! MISCHT SICH HIER EINFACH EIN…

DU NENNST MICH EINFACH SO ALTER! BELEIDIGUNG! ICH RUFE GLEICH DIE BULLEN.“

Ich: „*LOL*! MACH DOCH! BITTE.“

Er: „WARTE, BIS DIE ASYLANTEN IN DEINER NACHBARSCHAFT WOHNEN!“

Ich: „NORMAL! TUN SIE. KEIN PROBLEM.“

Er: „WARTE, BIS DER MUEZZIN IN DEINER NACHBARSCHAFT ZUM GEBET RUFT.

STELL DIR MAL VOR, ICH WÜRDE IM IRAK, IRAN, IN SYRIEN EINE KIRCHE BAUEN WOLLEN. WAS MEINST DU, WAS DIE DANN MACHEN WÜRDEN?!“

Ich: „JA, MACH DOCH, ICH FÜR MEINEN TEIL GLAUBE NICHT AN GOTT.“

Er: „DIE WÜRDEN MICH ABSCHLACHTEN. SO WIE IN ÄGYPTEN HEUTE! HABE ICH GELESEN!“

Ich: „DU GLAUBST AN GOTT?! DU SIEHST AUS WIE EIN OSTLER WIE ICH, NACH EINEM, DER NIE AN GOTT GEGLAUBT HAT! UND DU WILLST MIR WAS VON GOTT ERZÄHLEN?!“

Er: „UND WIE DIE MIT IHREN FRAUEN UMGEHEN. WILLST DU ARSCHLOCH DAS SO HIER HABEN?“

Seine Begleitung ihm: „Jetzt sei doch bitte mal still! Die Leute gucken jetzt alle schon!“

Er zu ihr: „NEIN! DU BIST JETZT STILL. ICH SAGE HIER NUR MEINE MEINUNG! DAS WIRD MAN JA MAL NOCH TUN DÜRFEN!“

Seine Begleitung ihm: „Bitte!“

Er zu ihr: „NICHTS BITTE! HALT JETZT DEIN MAUL! ICH WÄHLE AfD! DIE MACHT ALLES BESSER! WENN WIR ERSTMAL AN DER MACHT SIND. UND DIESE GANZEN WICHSER, DIE HIER AUF UNSERE KOSTEN AUF IHRE SMARTPHONES GUCKEN, KÖNNEN DANN WIEDER NACH HAUSE FAHREN. UND ZWAR SOFORT. ALLE RAUS!“

Ich: „DU, DER SEINE FRAU ANBRÜLLT, SIE MÖGE BITTE ‚IHR MAUL HALTEN‘, WEIL DU ÜBER DAS FRAUENBILD VON GEFLÜCHTETEN REDEN WILLST, WILLST DAS FÜR DAS ZU HALTENDE DEUTSCHE FRAUENBILD TUN. WAS GENAU EIGENTLICH IST BEI DIR SCHIEF GEGANGEN, ALTER?!“

Er: „DU HAST SCHON WIEDER ‚ALTER“ GESAGT! ICH RUFE JETZT DIE BULLEN. DAS IST BELEIDIGUNG!

ES WIRD ZEIT, DASS DIE HAKENKREUZFAHNEN WIEDER ÜBER DEUTSCHLAND WEHEN!“ (Ich habe mir das wirklich nicht ausgedacht. Menschen wie diese sind dort draußen tatsächlich unterwegs.)

Ich: „MAN RUFT NICHT DIE BULLEN. ABER WENN DU DAS TUN MÖCHTEST, UM ÜBER DEINE IDEE DER WEHENDEN HAKENKREUZFAHNEN ZU REDEN, WEIL ICH DICH ‚ALTER‘ GENANNT HABE, NUR ZU, DU RIESENARSCHLOCH!“

Eine junge Frau mit Fahrrad, keine 20, die hinter ihm stand, erstaunlich gelassen zu ihm: „Kannst du Wichser jetzt bitte mal einfach deine erbärmliche Fresse halten?!“ Ein Lichtblick.

Er zu seiner Begleitung: „SIEHSTE! NOCH SO EIN ARSCHLOCH, DAS KEINE AHNUNG VON GAR NICHTS HAT. DIE WISSEN ES HALT NICHTS! WEIL SIE IMMER NUR AUF IHRE SMARTPHONES GUCKEN! UND DIE HIER ALLE! IHRE SMARTPHONES, MEIN GELD, HABEN NIE WAS FÜR DIESES LAND GETAN. MEINE RENTE, DEUTSCHLAND, AfD! DIE MACHT ALLES BESSER“ Und alles!

Er zu mir: „DU WIRST ES AUCH NOCH MERKEN! WENN DEINE RENTE FÜRS LEBEN NICHT MEHR AUSREICHEN WIRD. WENN DEINE RENTE FÜR DEIN LEBEN NICHT MEHR AUSREICHEN WIRD!“

Seine Begleitung ihm: „JETZT SEI ENDLICH STILL! DER JUNGE MANN WIRD DIR BEIM AUSSTEIGEN NOCH IN DIE FRESSE HAUEN!“

Nicht meine Art, aber ich hatte in diesem Moment wirklich Bock auf genau das gehabt, was ja aber auch nichts bringt. Wissen wir. Ich entschuldigte mich beim kollektiven Aussteigen mit einem für diese Situation furchtbar peinlichen „Sorry“ bei jenen, die er für Geflüchtete hielt und die er deshalb vollzupöbeln meinte. Sie gingen dann Richtung „Tech-Center“ und lächelten verhalten. Eine ältere Frau rief – endlich – dem Arschloch entgegen, wie peinlich das war. Ich sagte ihr, „das war mehr als nur peinlich“ und lief immer noch völlig aufgeregt die Straße hoch. Seine Begleitung sorgte bewusst dafür, dass wir uns nicht nochmal näher kamen. Ich habe es verpasst, ihm zu sagen, dass ich mittlerweile zweifach privat rentenversichert bin und dafür zahle. Weil ich Frau und Kinder habe. Er hätte das nicht hören, und wenn doch, dann nicht verstehen wollen.

Ich kam aufgrund der vor Aufregung zitternden Hände nicht mal dazu, den Augstein-Artikel zum Ende zu lesen und seit dem nicht mal zum Essen. Arschloch!

73 Kommentare

  1. wombat3. Mai 2016 at 14:30

    indumat,

    es ist mir vollkommen wurst in welcher schublade du mich verortet sehen möchtest. schon deine formulierung spricht bände über deine eingeengte denkweise.
    das publizieren eines verbalen schlagabtauschs mit einem offensichtlich betrunkenen und die herablassung auf ein niveau, welches man sonst von pubertären jugendlichen kennt, halte ich für einen studierten und erwachsenen mann, der im sozialbereich tätig ist, für unwürdig und peinlich.
    und ohne den kontext afd und flüchtlinge wäre dem ronny einen einfache pöbelei in öffentlichen verkehtsmitteln keine meldung wert gewesen. sowas kann man in berlin und umgebung täglich erleben, unabhängig von sozialer herkunft der beteiligten.

  2. dubs3. Mai 2016 at 15:15

    Hast du gut gemacht Ronny.
    Ich bin immer froh wenn Leute zu ihrer Meinung stehen, auch wenns etwas lauter wird.
    Dabei können immer noch Wortwechsel entstehen, die Umstehende inhaltlich inspirieren, denn irgendwann kommt ja wahrscheinlich bei jedem mal der Punkt an dem man den ganzen Nazi-Shit einfach nicht mehr hören kann und auch grade echt keinen Bock auf schon wieder den gleichen Käse hat. Mich freut´s wirklich wenn ich mitbekomme, da „kämpft“ jemand für seine Meinung. Und die Veröffentlichung in deinem Blog ist für Typen wie mich, die ewig weit weg wohnen ja sowieso die einzige Gelegenheit, von solchen Aktionen zu erfahren.
    keep track
    und nochmal – hast du gut gemacht

  3. Willi Drescher3. Mai 2016 at 15:28

    Naja vielleicht nicht die feine englische Art, aber er hat natürlich recht, das die Flüchtlinge (die ja grösstenteils keine echten Flüchtlinge sind, sondern einfach keinen Bock haben richtig zu arbeiten) alles in den Arsch geschoben bekommen und die Deutschen jetzt erstmal zurückstecken müssen, wenn am Ende ne schwarze Null stehen soll.

    Verstehe ich schon, dass er sich aufregt, 40 Jahre lang den Arsch aufgerissen und dann reichts am Ende nicht zum Leben, weil alles für die „Flüchtlinge“ draufgeht… just sayin!

  4. Ronny3. Mai 2016 at 15:39

    Willi Drescher,
    Wer die Forderung nach wehenden Hakenkreuzfahnen als „nicht die feine englische Art“ verharmlost, hat sich für eine weitere Diskussion schon selber disqualifiziert. Zumal deine Scheinargumente dann auch noch pauschalisierender Bullshit sind. Just sayin!

  5. doc-rofl3. Mai 2016 at 15:41

    „Naja vielleicht nicht die feine englische Art, aber er hat natürlich recht, das die Flüchtlinge (die ja grösstenteils keine echten Flüchtlinge sind, sondern einfach keinen Bock haben richtig zu arbeiten) alles in den Arsch geschoben bekommen und die Deutschen jetzt erstmal zurückstecken müssen, wenn am Ende ne schwarze Null stehen soll.“

    Ein Bankier, ein BILD-Leser und ein Asylbewerber sitzen an einem Tisch. Auf dem Tisch liegen 12 Kekse. Der Banker nimmt sich 11 Kekse und sagt zum BILD-Leser: „Pass auf, der Asylant will Deinen Keks!“

  6. indumat3. Mai 2016 at 15:44

    wombat

    Schade das du keinen Bezug auf meine einfache Frage nimmst und ein freundlicherer Umgangston würde sicher helfen mit dir angeregt zu diskutieren.
    Denn deine weiteren Ausführungen finde ich nicht allzuweit hergeholt…
    Für mich stellt sich halt immer die Frage: Was möchte der Verfasser bezwecken?!

  7. haywood jablome3. Mai 2016 at 16:26

    wombat,

    schön, wie du versuchst, den kontext weichzuzeichnen und das ganze zur normalen pöbelei zu machen. schlechte retuschearbeit, würde ich sagen. sorry alter, das zieht hier nicht.

  8. Klabautermann3. Mai 2016 at 18:09

    Mir ist vor kurzem etwas ähnliches passiert. Zwei Bauarbeiter (ich spekuliere aufgrund ihrer Bekleidung) in der Ringbahn haben sich verbal noch etwas auffälliger gegen eine zugestiegene (Flüchtlings?)Familie geäußert – Hitler, Juden, Gas kam alles vor.

    Ich hatte mein Handy gerade in der Hand und startete eine Videoaufnahme bevor ich sie ansprach, nach kurzem hin und her wurde ich wüst beschimpft und mir wurde mit Gewalt gedroht. Ich stieg am nächsten Bahnhof aus, bin schnell zum Bahnpersonal, die haben die Typen rausgezogen und die Polizei dazugeholt. Habe das zur Anzeige gebracht, das Video mit etlichen Nazisprüchen ist jetzt bei der Polizei. Anders ist mit solchen Idioten nicht umzugehen.

  9. Fuzzy3. Mai 2016 at 18:16

    Es ist jetzt ein paar Monate her. Ich kam gerade von Arbeit, als ein [Selbstzensur] deluxe in die U-Bahn einstieg. Mindestens zwei Volt aufm Kessel und immer noch nachtankend. Kurze Zeit hörte ich hinter mir: „Ey, macht mal die Titten frei, ick will wat sehen“… also wenns dabei bleibt, hab ich nix gehört. „Hoch mit dem shört, ich will euer Holz sehen“. Ok, ich muss dann wohl mal intervenieren. Ich so zu dem XLoch: „Ich hab Kopfhörer auf und selbst darunter bist du besser zu hören, als das was ich eigentlich hören wollte“. Damit hatte ich seine Aufmerksamkeit, das war mir klar. Meinetwegen, meine Körperstatur ist nicht gerade Bodybuilderlike aber mit knapp 2m und seit 25 Jahren Handwerker, verdunkle ich schon mal teile des Himmels. Der sich also in meine Gegend gesetzt und mir so liebliche Wörter an Kopp geknallt wie Arschloch, Votze etc. Als er Nummer drei abgelassen hat meinte ich noch so, dass ich bis zum Ziel hier drin bleiben werde, er aber wohl eher nicht. kaum 10s Später, wir waren gerade in einem U-Bahnhof angekommen kantete er Beleidigung Nummer Vier raus. Ich stand auf: „RAUS“. Er bewegte sich nicht.
    Dann bewegte er sich doch mit meiner Hilfe und fand sich auf dem Bahnsteig wieder. Er bekam noch meine Jacke zu fassen und klemmte die so in der sich schließenden Tür ein, ich damit ziemlich dicht an die Tür geklemmt.

    Jetzt kommt der Twist an der Aktion, warum die so gut zu dem da oben passt: Es waren zwei Ausländer, die die Tür wieder aufgerissen haben. Die restlichen locker 10 Deutschen um mich rum haben, ganz deutscher braver Staatsbürger, Nix gemacht!

    Definition Zivilcourage: „Das was so logisch, anständig und vernünftig ist, dass es sich ein deutscher nicht traut“

  10. Bernd3. Mai 2016 at 18:52

    Hey Ronny,
    ich finde du hast das sehr gut gemacht. Natürlich ist es cooler, wenn man nicht laut wird aber ich war auch mal in so eine ähnliche Situation im Regionalexpress verwickelt und habe gemerkt, dass es verdammt schwierig ist da entspannt und konzentriert zu bleiben. Mir fallen dann immer erst hinterher die guten Argumente ein. Ich finde es großartig, dass du die Pöbelein nicht unkommentiert gelassen hast!

  11. Tanja3. Mai 2016 at 19:05

    Ich kann das so gut nachvollziehen, mich bringen solche Vollidioten auch immer sofort in den „Hb-männchen-modus. Im nachhinein ärgere ich mich oft über die Art und Weise, wie ich meine Meinung rausgehauen habe aber grundsätzlich bin ich immer froh, dass ich zumindest versucht habe Parolie zu bieten. Auch wenn ich weiß, dass bei meinem gegenüber wohl kaum etwas der Botschaft ankommt, so hoffe ich das zumindest die „Weggucker“ mal darüber nachdenken.
    Genieß den Abend mit Deiner Familie ?

  12. Johanna3. Mai 2016 at 21:42

    Warum „ruft man nicht die Bullen“? Anzeige erstatten. Von rassistischen Pöblern ein Foto oder Video machen, anzeigen. In den Bahnen steht ja auch, dass man den Alarm betätigen und die Bundespolizei rufen soll, wenn man selbst oder andere belästigt oder bedroht werden. Man muss es tun. Anders geht es nicht. Jede Diskussion ist sinnlos. Einfach still die Bürgerrechte nutzen. Mir ist neulich auch so etwas passiert, wobei ich im Zentrum des Geschehens stand, denn ich habe schwarze Haare und wurde als „Dreck, der nach Deutschland einreist und schleunigst wieder ausreisen sollte“ beschimpft. Was soll ich da diskutieren? Ich habe mein Handy gezückt und den jungen Mann darüber informiert, dass ich ihn jetzt fotografiere und dann anzeige. Er stieg daraufhin aus, rannte über den Bahnsteig und wollte sich verstecken. War eine interessante Reaktion, Ich gehe davon aus, dass er wohl schon polizeibekannt war. Sonst hätte er nicht plötzlich solche Angst gehabt. Die Anzeige wegen Beleidigung habe ich erstattet. Schon alleine, damit die Polizei weiß, was sich in ihrem Revier so tut, und auch die Bahn muss wissen, was sich abspielt.

  13. wombat3. Mai 2016 at 21:50

    indumat,

    was möchtest du noch lesen? ich habe, entgegen dem allgemeinen tenor hier, meinen unmut darüber ausgedruck verliehen, dass sich ein studierter sozialarbeiter und familienvater um die 40 jahre, von seiner leserschaft dafür bauchpinseln lässt sich öffentlich gegenüber einem betrunkenen gehör verschafft zu haben und dabei rüberkommt wie der 15jährige kevin aus hellersdorf.
    des weiteren habe ich ronny unterstellt, wäre nicht von seiten des betrunkenen das stichwort afd gefallen oder wären die vermeintlichen flüchltlinge/migranten nicht angesprochen worden, dann gäbe es diesen blogbeitrag gar nicht.
    als sozialarbeiter einen betrunkenen im öpnv anzuschreien und sich danach auf seinem blog dafür feiern zu lassen, dass ist schon ziemlich abartiger stammtisch. dafür sollte er sich lieber schämen, als sich damit zu brüsten.

    haywood jablome,
    das mit dem verstehenden lesen mußt du aber noch mal üben. so wird das nix.

  14. Werner3. Mai 2016 at 22:59

    Gut gemacht Ronny, das ist genau das Problem, weil zu wenig von der breiten Masse gegen rassistisches Geblubber/Attitüde gemacht und gesagt wird. Und in diesen Situationen ist keine Antwort eben auch ne Antwort , aber wohl die schlechteste von allen.

  15. Marcus Budke3. Mai 2016 at 23:50

    Das Gebölke von dem Weinaugust manifestiert hier beispiellos die Faschorotze der AfD.
    Das ist gefährlich, weil es in Deutschland sehr viele ungebildete Ossis und Bildungs-Stolperer ohne Perspektiven gibt. Denen bläst die AfD nur zu gern den Zoff-Cock.

  16. Bernd3. Mai 2016 at 23:58

    Marcus Budke:

    Also dass mit den ungebildeten Ossis finde ich jetzt nicht so stark argumentiert aber der Schluss: „Denen bläst die AfD nur zu gern den Zoff-Cock.“ – Chapeau!

  17. Blah Blahson4. Mai 2016 at 09:58

    wombat,

    kann man durchaus so sehen. „Ich mag mich nicht wenn ich laut werde“ spricht aber durchaus dafür, dass es eben nicht nur um Bestätigung geht in der Story, sondern durchaus der Wunsch eines Menschen, der durch die Arbeit mit Geflüchteten für Rassismus sensibilisiert ist, nach anderen Handlungsweisen im Raum. Es wird m.E. auch offenbar, dass die Story dem Gefühl der Wut und der Ohnmacht Ausdruck verleiht, und dass sich darin scheinbar so einige wiederfinden. Ist halt einfach gefühlt grade so, dass es akut an Strategien mangelt, sich in Zeiten von Backlash rassistischen Arschgeigen im öffentlichen Raum entgegenzustellen.
    Naja und betrunken oder nicht… verstehe nicht, wieso es darauf jetzt ankommt. Über 1 Promill darf man niemanden mehr in die Schranken weisen oder was?

  18. Loddar7. Mai 2016 at 19:41

    Schon lustig, da bezeichnet dich einer als Arschloch, den du sonst gerne auch als Arschloch bezeichnest. Jetzt regst du dich auf? Ich versteh die Welt nicht mehr….

  19. Ronny7. Mai 2016 at 21:31

    Loddar,
    Ja, weil du nicht eng genug zu lesen scheinst. Ich rege mich nicht darüber auf, dass er mich „Arschloch“ nennt. Das bin gewohnt, damit kann ich gut leben. Aber: er nennt irgendwelche Menschen „Arschloch“, die er nicht kennt. Nicht kennen kann. Ist doch so schwer gar nicht.

  20. […] nicht, aber ich habe daraus gelernt, dass man einfach nicht die Fresse halten darf. Egal ob in der S-Bahn oder eben im Internet. Und wenn sich dann am Ende einer von denen, die menschenfeindlichen Mist […]

  21. Ralf18. Mai 2016 at 01:21

    Sozialarbeiter, soso!
    Würdest Du einen betrunkenen „Flüchtling“, der alle Deutschen als „Nazis“ bezeichnet ebenfalls als „Arschloch“ titulieren ???
    Nein? Das ist ja was ganz anderes???
    Wie gut, das Du kein Altenpfleger bist!!!
    OK, ich habe von deinem Job nicht viel Ahnung.
    Aber ich – als Ingenieur – würde nicht gegen eine Maschine treten oder sie „Arschloch“ nennen, nur weil ich nicht weiß wie sie funktioniert oder diese offensichtlich eine „Störung“ hat.
    Verschiedene Welten ????
    Verstehe ich nicht!
    Der Mann hat anscheinend 40 Jahre gearbeitet, lebt wohl als Rentner unter Hartz4-Niveau.
    Schlimm!!!
    Aber dafür solltest Du, als Sozialarbeiter, viel mehr Verständnis aufbringen können als ich.
    Und der Unterschied zwischen „nüchtern“ und „betrunken“ sollte doch gerade in deinem Berufsstand bekannt sein, oder?
    Hättest auf den Mann aufgrund deiner fachlichen Spezialausbildung ja auch beruhigend einwirken können?!
    Irgendetwas liegt hier im Argen!

  22. Harry21. Mai 2016 at 23:37

    Ralf,

    Blödsinn. Bloß weil 1 Sozialarbeiter_in ist, muss man nicht immer und permanent super sensible und deeskalierend sein.
    Erst recht nicht, wenn sich da jemand offensichtlich wie ein riesiges Arschloch verhält. Und nein: „der ist aber ganz ganz arm dran“ ist keine Ausrede dafür. Dein Verständnis für die armen, armen Rassisten ist echt armselig.
    Dein „Gegenbeispiel“ ist so konstruiert und realitätsfremd, dass man fast ins Fremdschämen kommt.
    Das einzige, bei dem hier was im Argen liegt ist dein Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Das Kraftfuttermischwerk

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen